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23.-mai-2019_tiroler-journalismusakademie-erkundete-sudtiroler-medienlandschaft_1-2620f8c5 Tiroler Journalismusakademie erkundete Südtiroler Medienlandschaft
Diskussionsrunde zum Thema Lage der Medien in Südtirol.

Tiroler Journalismusakademie erkundete Südtiroler Medienlandschaft

23. Mai 2019

Eine vielseitige, bunte Südtiroler Medienlandschaft präsentierte sich dem Club der Tiroler Journalismusakademie bei seiner Exkursion nach Bozen. Dies ist zum Teil den drei im Land gesprochen Sprachen geschuldet, aber auch unter den deutschsprachigen Medien existiert eine nicht zu übersehende Vielfalt.

Erster Höhepunkt des von Ehrenpräsident Helmut Krieghofer, Lehrgansleiter Ronald Zecha und Kernteammitglied Lisa Berger-Rudisch angeführten Besuchs war ein Termin in der Redaktion der Tageszeitung Dolomiten. Im Mittelpunkt des Gesprächs mit einer vom stellvertretenden Chefredakteur Günther Heidegger angeführten Redakteursrunde stand die Journalismusausbildung dies- und jenseits des Brenners.

Am Nachmittag traf sich die Tiroler Journalismusakademie im Landhaus mit weiteren deutschsprachigen Journalist:innen, die unter der Moderation von TT-Chefredakteur Luis Vahrner über die Lage der Medien in Südtirol diskutierten. Der Chefreporter des politischen Wochenmagazins FF, Norbert Dall‘O, führte aus, dass es nach wie vor eine Zweiteilung der Südtiroler Medienlandschaft entlang der ethnischen Zugehörigkeiten gebe, sieht aber eine positive Entwicklung: Die Kluft sei aufgrund der Übernahme der italienischen Tageszeitung Alto Adige durch das Medienhaus Athesia, das auch die Dolomiten herausgibt, kleiner geworden. Es hätte die Gefahr bestanden, dass es die italienischsprachige Zeitung sonst mittelfristig nicht mehr gegeben hätte. Der stellvertretende Dolomiten-Chefredakteur Günther Haidegger bezeichnete die Sorge, die Athesia wäre ein Monopolist, als unbegründet. Es gebe genügend Alternativen zu deren Medien, niemand müsse Angst haben, Nachrichten nur von einer Seite zu lesen.

Heidi Kessler, Chefredakteurin von RAI Südtirol, erlebt die Konsequenzen aus der Mehrsprachigkeit der Bevölkerung nahezu täglich. Der öffentlich-rechtliche Sender RAI betreibt in Bozen drei den jeweiligen Sprachgruppen zugeordnete Redaktionen, die unterschiedliche Bevölkerungsgruppen ansprechen. Die Italiener sind eher in den Städten zuhause, während die deutschsprachige Bevölkerung mehrheitlich in den ländlichen Regionen lebt. Dementsprechend unterscheiden sich auch die Nachrichteninhalte. Chefredakteur Siegfrid Giuliani sieht die vom ORF produzierte Sendung Südtirol Heute als Ergänzung. Diese habe im Gegensatz zu den Hard-News der RAI eher einen Magazincharakter, der auch die Seher in Nord- und Osttirol anspricht. Den gebürtigen Niederösterreicher Stefan Wallisch, Leiter des Südtiroler und Trienter Büros von Italiens größter Presseagentur ANSA, beeindruckt die Vielfältigkeit der Medienlandschaft. Während es in seinem Heimatbundesland keine eigene Tageszeitung gebe, verfügen die beiden Provinzen bei einer vergleichbaren Bevölkerungsgröße über sieben verschiedene Titel.

Eine erfreuliche Nachricht für die Stärkung der Europaregion Tirol, Südtirol und Trient überbrachte Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher bei einem Gesprächstermin im Südtiroler Landhaus. Seit einigen Jahren gab es Bemühungen, dass Südtirol Heute auch in Trient ausgestrahlt werde. Dies sei nun fixiert und unterschrieben worden.

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Teilnehmer:innen der Exkursion mit Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher (5.v.l.)

Beim letzten Programmpunkt der Exkursion stand der investigative Journalismus im Vordergrund. Christoph Franceschini, Buchautor und Chefredakteur der Online-Tageszeitung salto.bz stellte die Funktionsweise seines investigativ arbeitenden Mediums vor. Anhand mehrerer selbst erlebter Beispiele machte er deutlich, wie wichtig die Einhaltung hoher ethischer Standards gerade im Investigativjournalismus ist.